In der Reihe des Filmeinsatzes im
Ethikunterricht wird von mir eine kurze Trickanimation von Bruno
Bozzetto vorgestellt. Bruno Bozzetto ist ein italienischer Regisseur
zahlreicher Trickanimationen, die zumeist in die politisch satirische
Richtung abschweifen. Für den Ethikunterricht eignen sich sicherlich
einige der sehr kurzen Animationen (also super für die ständig
knappe Zeit: Bei gut 2 Minuten Spielzeit kann man getrost zwei
Durchgänge ansehen.)
Die Trickanimation Mr. Tao zeigt ein
kleines Männchen, welches einen wirklich steilen Berg besteigt. An
der Spitze angekommen macht es aber nicht einfach Halt, sondern
marschiert festen Schrittes weiter, bis er in den Wolken bei einem
bärtigen Mann ankommt (Gott oder aber wahrscheinlicher Petrus als
der Türsteher des Himmels?!). Das Männchen grüßt freundlich und
zieht seinen Hut, läuft aber unter äußerst erstaunten Blicken des
Alten über ihn hinweg ... Wohin ist wohl die Frage.
In den 2: 43 Minuten werden keinerlei
Antworten gegeben, dafür tauchen unzählige Deutungsmöglichkeiten
auf und in viele Richtungen kann weitergedacht werden. Ich möchte
meine Gedanken dazu in ein paar möglichen Fragen formulieren:
- Ist die Macht des Menschen uneingeschränkt? (Wenn er denn nur will?)
- Kann der Mensch Grenzen ignorieren und sie so überwinden?
- Ist der Film Ausdruck für ein neues Gottesbild? (Ist Gott keine Relation mehr? Zweifelt der Mensch die Größe Gottes an? Braucht es keinen Gott mehr?)
Themen sind also das Gottesbild und
allgemein die Frage nach Gott in unserer Welt.
Durch das offene Ende ist viel denkbar
und die Animation lädt zum Philosophieren ein. Auch interessant
finde ich eine Deutung im durchaus religionsbejahenden Kontext. Die
Animation kann auch so ausgelegt werden, dass unsere menschlichen
Gottesvorstellungen karikiert werden. Man solle sich kein Bildnis von
Gott machen. Auch wenn man immer höher gehe, so werde man ihn nicht
bildlich finden. Vielleicht verliert man sich aber auch in der
Unendlichkeit, wenn man Gott übergeht?
Themen bieten sich genug an und ich bin
mir sicher, dass auch schon jüngere Klassen (6. oder 7.) Zugang zu
dem kurzen und prägnanten Filmmaterial finden.
Meine Gedanken zu den traszendenten
Religionen spare ich jetzt bewusst aus, aber vielleicht wollt ihr
euch ja dazu äußern. Würdet ihr die Trickanimation auch außerhalb
des Christentums verwenden und wenn ja, wo?
Hallo Moosplantage,
AntwortenLöschendanke auch für diesen Beitrag. Ich muss zugeben, dass mich das Video im ersten Moment noch nicht all zu sehr beeindruckt hat, aber wie du schonst sagst: gerade, weil es eben nicht all zu viel zeigt, kann man so viel hereininterpretieren und es gut als Basis zum Philosophieren verwenden. Zu deiner Frage, ja, ich würde den Film auch außerhalb des Christentums verwenden und zwar, wenn es um Religion allgemein geht. Hier denke ich speziell an den Lernbereich 2 in Klasse 10 „Religion in der Gegenwart“. Da könnte man es in dem Konfliktfeld religiöse vs. wissenschaftliche Welterklärungsmodelle einsetzen oder aber bei der Religionskritik, z.B. wenn es um Feuerbach geht (wobei wir dann doch wieder beim Christentum wären ;) ).
Gruß, Sandra