Mittwoch, 14. Januar 2015

Was ist denn nun mit Gott?

In der Reihe des Filmeinsatzes im Ethikunterricht wird von mir eine kurze Trickanimation von Bruno Bozzetto vorgestellt. Bruno Bozzetto ist ein italienischer Regisseur zahlreicher Trickanimationen, die zumeist in die politisch satirische Richtung abschweifen. Für den Ethikunterricht eignen sich sicherlich einige der sehr kurzen Animationen (also super für die ständig knappe Zeit: Bei gut 2 Minuten Spielzeit kann man getrost zwei Durchgänge ansehen.)

Die Trickanimation Mr. Tao zeigt ein kleines Männchen, welches einen wirklich steilen Berg besteigt. An der Spitze angekommen macht es aber nicht einfach Halt, sondern marschiert festen Schrittes weiter, bis er in den Wolken bei einem bärtigen Mann ankommt (Gott oder aber wahrscheinlicher Petrus als der Türsteher des Himmels?!). Das Männchen grüßt freundlich und zieht seinen Hut, läuft aber unter äußerst erstaunten Blicken des Alten über ihn hinweg ... Wohin ist wohl die Frage.



In den 2: 43 Minuten werden keinerlei Antworten gegeben, dafür tauchen unzählige Deutungsmöglichkeiten auf und in viele Richtungen kann weitergedacht werden. Ich möchte meine Gedanken dazu in ein paar möglichen Fragen formulieren:
  • Ist die Macht des Menschen uneingeschränkt? (Wenn er denn nur will?)
  • Kann der Mensch Grenzen ignorieren und sie so überwinden?
  • Ist der Film Ausdruck für ein neues Gottesbild? (Ist Gott keine Relation mehr? Zweifelt der Mensch die Größe Gottes an? Braucht es keinen Gott mehr?)

Themen sind also das Gottesbild und allgemein die Frage nach Gott in unserer Welt.
Durch das offene Ende ist viel denkbar und die Animation lädt zum Philosophieren ein. Auch interessant finde ich eine Deutung im durchaus religionsbejahenden Kontext. Die Animation kann auch so ausgelegt werden, dass unsere menschlichen Gottesvorstellungen karikiert werden. Man solle sich kein Bildnis von Gott machen. Auch wenn man immer höher gehe, so werde man ihn nicht bildlich finden. Vielleicht verliert man sich aber auch in der Unendlichkeit, wenn man Gott übergeht?

Themen bieten sich genug an und ich bin mir sicher, dass auch schon jüngere Klassen (6. oder 7.) Zugang zu dem kurzen und prägnanten Filmmaterial finden.

Meine Gedanken zu den traszendenten Religionen spare ich jetzt bewusst aus, aber vielleicht wollt ihr euch ja dazu äußern. Würdet ihr die Trickanimation auch außerhalb des Christentums verwenden und wenn ja, wo?

1 Kommentar:

  1. Hallo Moosplantage,
    danke auch für diesen Beitrag. Ich muss zugeben, dass mich das Video im ersten Moment noch nicht all zu sehr beeindruckt hat, aber wie du schonst sagst: gerade, weil es eben nicht all zu viel zeigt, kann man so viel hereininterpretieren und es gut als Basis zum Philosophieren verwenden. Zu deiner Frage, ja, ich würde den Film auch außerhalb des Christentums verwenden und zwar, wenn es um Religion allgemein geht. Hier denke ich speziell an den Lernbereich 2 in Klasse 10 „Religion in der Gegenwart“. Da könnte man es in dem Konfliktfeld religiöse vs. wissenschaftliche Welterklärungsmodelle einsetzen oder aber bei der Religionskritik, z.B. wenn es um Feuerbach geht (wobei wir dann doch wieder beim Christentum wären ;) ).
    Gruß, Sandra

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