Eine kleine Einführung in die eintönigen Kommunikationsprobleme
junger Menschen.
Es
ist kein Geheimnis mehr, dass mobile Kommunikationsmethoden wie ‚WhatsApp‘,
oder
Soziale Netzwerke wie ‚Facebook‘ zu den mit am meisten genutzten Medien des
21.
Jahrhunderts gewachsen sind. Alleine die Smartphone-Anwendung ‚WhatsApp‘
zählte
im August 2014 rund 600 Millionen aktive Nutzer.
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Quelle: Zeit Online |
Problematisch ist hierbei jedoch
der Trend weg vom ‚schwatzen‘ hin zum ‚liken‘. Den Nutzern liegt nicht mehr viel
daran, miteinander zu kommunizieren, sondern Anerkennung und Beachtung zu
bekommen.
Die dabei entstehende Eintönigkeit zeigen unter den Jugendlichen verbreitete Applikationen
wie ‚YO!‘, welche darauf beruht, sich lediglich das kleine Wörtchen ‚Yo!‘
zuzusenden, um zu zeigen, dass man z. B. gerade an den anderen denkt.
Chatprotokolle sehen dann wie folgt aus:
Er: Yo! (Ich habe Interesse an dir!)
Sie: Yo! (Danke für deine Beachtung.)
Er: Yo! (Super, du beachtest mich auch!)
Ein
stupider Trend, welcher die Kommunikation zwischen den Menschen zwar
vereinfacht,
aber
reine Auslegungsache ist. Was mache ich, wenn ich ein ‚Yo!‘ in meinen
Push-Benachrichtigungen
auf dem Iphone habe? Was denke ich? Was möchte mir der
Sender
des ‚Yo!‘ sagen? Was sagt das über unsere Beziehung aus? – Viele Fragen, die
sich
in diesem Fall nur spekulativ klären lassen.
Ein
ähnliches Phänomen, welches bereits im ‚Focus‘ als Beziehungskiller tituliert
wird,
ist die Chatanwendung ‚Whatsapp‘.
„WhatsApp Messenger ist eine plattformübergreifende mobile Nachrichten App, die esdir erlaubt, Nachrichten auszutauschen, ohne für SMS zahlen zu müssen.“
Basierend
auf dieser und weiteren einschlägigen Begründungen („Weil irgendwann
jeder ein Smartphone
besitzen wird.“) wächst diese Chat-Applikation immer
mehr
in den Fokus der Nutzer mobiler Kommunikationsgeräte. Problematisch hierbei
ist
jedoch den jugendorientierten Trend in die ‚Anti-Kommunikation‘, welche sich,
m. E., dadurch auszeichnet, Gespräche und persönlichen Kontakt scheinbar
überflüssig erscheinen zu lassen. Briefe? Veraltet. SMS? Wo sehe ich da den
Onlinestatus?
Natürlich
bietet ein solcher Messenger zahlreiche Vorteile: Eine ständige Erreichbarkeit,
die
Statusaktualisierungen, welche meinen Freunden mitteilt, ob ich gerade ‚verfügbar‘
bin oder einen Kohlrabi esse und die ständige Gewissheit, ob mein interaktiver
Gesprächspartner
meine Nachricht empfangen und gelesen hat. Doch hier
schlagen
die gefürchtete zwei grünen Haken zu Buche: Er/ sie ist online. Warum
schreibt
er/ sie denn nicht zurück?
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Quelle: deecee |
Es
sei allgemein bekannt, dass die männlichen Erdbewohner auf solche Situationen anders reagieren als die weiblichen. Letztere interpretieren das sofortige Antworten auf ihre Nachrichten
als Zeichen einer intakten Beziehung, d. h. der Gesprächspartner zeigt Interesse
und nimmt sich just in diesem Moment Zeit für sie. Ob dies in der Realität
genauso sei, bleibe in diesem Moment unbeachtet. Sollte dieses Interesse durch
fehlendes antworten anscheinend nicht gegeben sein, so neigen weibliche Akteure
schnell dazu, ihr eigenes Verhalten komplett zu hinterfragen.
Sie
suchen die Fehler und Ursachen bei sich selber, anstatt auf den Partner zu
achten (Habe ich etwas Falsches geschrieben?). Jungen Männern geht es in
Kurzmitteilungen häufig darum, ihren Status bekannt zu machen und
aufrechtzuerhalten. Sie hinterfragen, wenn vorhanden, die Fehler meist bei ihrem
Interaktionspartner und nicht bei sich selbst.
Meine Meinung zur Thematisierung dieser ‚Probleme‘ ist
der Zuspruch zur Aufklärung, insbesondere für die Generation, welche sich kaum
mit diesen neuartigen Kommunikationsmethoden auseinandersetzen (Generation
47+?!). Hiermit schließe ich mich an die Meinungen der vorangegangenen Beiträge großteils an.
Also was meint ihr? Bietet WhatsApp Potential als
angerissenes Unterrichtsthema oder heftet ihr es als zeitlich begrenzten Trend
ab?
- Pitri2004
Hallo Pitri2004,
AntwortenLöschendein Eintrag fasst die Probleme der Kommunikation über WhatsApp gut zusammen. Aber ich denke nicht, dass WhatsApp als Unterrichtsthema ausreicht. Wenn die Unterrichtseinheit sich allgemein mit der Kommunikation beschäftigt, bspw. in der 7. Klasse Gymnasium im Lernbereich Verstehen und Verständigung, sollte auf die "neue" Art der Kommunikation eingegangen werden. Dann könnten auch die von dir genannten Probleme mit den Schülern behandelt werden. Vielleicht kann man den Schülern bewusst machen, wie schnell Missverständnisse in einer Konversation entstehen können, wenn man mit dem Gegenüber nur über Abkürzungen in WhatsApp oder ähnlichen Chatprogrammen kommuniziert. Neben dem fehlen der Mimik, Gestik und jeglicher akustischer Signale bergen die Abkürzungen und Emoticons ein sehr großes Missverständnispotential. Wird bspw. der Smiley xD also ein lachendes Gesicht auf den Gesprächsinhalt bezogen und wird man etwa selbst gerade ausgelacht ohne es zu merken. Die verschiedensten Interpreationen hängen natürlich mit dem Verhältnis der Kommunikationspartner zusammen und mit dem Selbstvertrauen der jeweiligen Person. Überinterpretationen können leicht dazu führen, dass eine Person die Beziehung zu ihrem Gesprächspartner hinterfragt.
Dieses Phänomen wurde im obigen Eintrag bereits angeschnitten und sollte mit in den Unterricht mit einfließen. Eifersucht oder auch das Verlangen andere Personen über Whatsapp zu kontrollieren können Folgen sein.
Die App bringt viele Inhalte mit sich, welche mit den Schülern besprochen werden sollte. Möglicherweise kann man diese immer wieder in das Unterrichtsgeschehen miteinbeziehen.
In welcher Klasse würdet ihr gerne mit den Schülern über diese Kommunikationsform diskutieren? Ist der Lernbereich in der 7. Klasse dazu ausreichend? Und gibt es vielleicht eine Möglichkeit Leitlinien für "gelungene" WahtsApp Gespräche zu erstellen?
Wie bereits bei Lanziska Frucas genannt, halte ich es in diesem Fall für durchaus sinnvoll eine Projektwoche zu veranstalten - falls es zeitlich möglich ist.
LöschenEs wäre, m. E., auch ein Unding, diese Thematik erst in Klasse 7 anzusprechen.
Momentan bin ich in einer 6. Klasse, Oberschule, und es ist immer wieder erstaunlich, wie sicher die SuS mit Smartphone und Co. hantieren; meist jedoch wird ihr Handeln kaum oder wenig selbstreflektiert.
Deswegen, und weil Themen, wie Cybermobbing etc., immer häufiger auch schon jüngere Schulkinder betreffen, sollte eine solche Aufklärung/ Einführung bereits in jungen Jahren (ich halte die 6. Klasse für durchaus angemessen) stattfinden.
Leitlinien halte ich jedoch für schwierig, da sich kein pubertärer Teenie, auch wenn es in der Schule noch so logisch klang, privat sich dieser annehmen und seine Gespräche darauf auslegen wird.
Ich danke dir für dein Feedback.
- Grüße
Lily Cola hat in ihrem Kommentar wichtige Aspekte zu deinem Post angeführt. Ich würde allerdings noch weiter gehen, als nur über die Möglichkeit von Leitlinien nachzudenken. Sollte es nicht viel mehr Aufgabe des (Ethik?)Unterrichts sein, solche Leitlinien zu erstellen? Damit die SuS auch in ihrer Lebenswelt abgeholt werden, könnte man einführend mit der Klasse eine Art Stoffsammlung machen, in welchen Netzwerken sie sich aufhalten. Ich halte es für wichtig, über Whatsapp hinaus zu gehen.
AntwortenLöschenNeben den Leitlinien sollte meiner Meinung nach ein weiterer zentraler Aspekt darin liegen, den SuS AGB's nahe zu bringen oder mindestens die Anwendung, die man verwendet, auch zu verstehen. So wissen wohl wenige Jugendliche, dass zwei Haken unter einer Nachricht bei Whatsapp lediglich bedeuten, dass die Nachricht das andere Handy erfolgreich erreicht hat und keineswegs, dass der Gesprächspartner die Nachricht auch gelesen hat. Würde mit diesem bewussten Wissen nicht schon eine Vielzahl von Eifersucht u.ä. nicht mehr bestehen?
Weiterhin sollte man sich auch über Gesprächstheorien (wenn auch in sehr vereinfachter Form) im Klaren sein und diese dann einsetzen können. So sprechen bespielsweise Experten seit kurzem über eine Art "soziale Kompetenz" im Internet. Diese soziale Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Emoticons in Chat-Gesprächen richtig und unterstützend einzusetzen. Wenn nun der eine Gesprächspartner diese Fähigkeit sehr wohl beherrscht und der andere kaum, dann sind Missverständnisse und Kränkungen vorprogrammiert.
Man könnte diesen und weiteren Problemen in der Schule doch am besten, und diesen Vorschlag brachte ich schon beim Thema Cybermobbing an, auch hier durch ein ganzheitlich schulinternes Projekt doch präventiv entgegen wirken?
Natürlich ist es wichtig, auf Datenschutz, AGB und Co. einzugehen, aber mal ehrlich: Wie qualifiziert halten wir uns selber bzw. haben wir die Möglichkeiten, die uns sowieso schon knapp zugesprochene Ethik-Zeit für vollgestopfte Theorieeinführungen zu 'opfern' oder ist es eher eine Sache der Erziehungsberechtigten Aufklärungsunterricht zu geben?
LöschenUm ehrlich zu sein: Nein, die Zeit haben wir nicht!
Es erscheint dem deutschen Bildungssystem praktikabler den SuS Einblicke in die verschiedenen Weltreligionen zu geben, was, verstehe mich nicht falsch, durchaus wichtig ist - vor allem im heutigen diskussionsgeladenen Gesellschaftsalltag. Jedoch fehlt so meist die Zeit für die, lt. Klafki, so preferiert genutzten Einbezüge der lebensnahen Themen unserer Zielgruppe - und das sind nun mal soziale Kommunikationsmethoden wie WhatsApp und Co.
Um trotzdem einen Bezug zu dem von uns angesprochenen Themenkomplex zu finden, halte ich deinen Einwand bzw. Vorschlag der Analyse von Gesprächstheorien als umsetzbar und nötig - nicht nur für die SuS, sondern auch für uns Lehrer. Man bedenke alleine den Fakt, dass die s. g. Emoticons kaum noch wegzudenken sind [ich sprechen aus Erfahrung ;-)].
An ein Projekt habe ich auch schon gedacht. Eine Erhöhung des Lernpotentials sehe ich v. a. bei fächerübergreifenden Projektwochen/ -tagen.
Ich danke dir für dein Feedback.
- Grüße
Hallo,
AntwortenLöschenich finde den Gedanken der Projektwoche zu dem Thema „social media“ eine sehr gute Idee. Da es eine Thematik ist, welche die SuS stark betrifft und sehr umfangreich ist, wäre es sinnvoll es auf mehrere Fachbereiche aufzuteilen. Dadurch kann es von mehreren Seiten bzw. Fachbereichen beleuchtet und je nach Altersstufe untersucht werden. Das hätte den Vorteil, dass die jeweiligen Lehreinheiten nicht so weit voneinander entfernt wären und die Schüler ihren Schwerpunkt individuell festlegen könnten. Ebenso würden die Lehrkräfte eine umfangreiche Rückmeldung zu dem Thema erhalten und diese für spätere Unterrichtsstunden nutzen. „social media“ ist ein ebenso breit wie tiefer Themenkomplex, der nicht in ein paar Unterrichtseinheiten abgehandelt ist. In einem Fächerübergreifenden Projekt kann dies ausführlich besprochen und schülerorientiert bearbeitet werden.