Sonntag, 30. November 2014

Die Hausaufgabe, die ich immer haben wollte: Spiele an deinem PC.

Hallo.

Ich möchte computerbasierte Spiele in meinen Unterricht aufnehmen. Wie stelle ich das an?
Wann wird tatsächlich gespielt?

3 Möglichkeiten sind mir seit Donnerstag eingefallen. Dabei gehe ich davon aus, dass man ein passendes Rollenspiel ausgewählt und angespielt hat.
Als Erstes könnte man das Spiel im Unterricht simulieren. Entweder man zeigt Videoausschnitte oder spielt selbst an einem PC (Darstellung über Beamer). Die Rolle des Spielers könnte auch eine Schülerin oder ein Schüler übernehmen. Mein persönliches Problem ist, dass das eigentliche Spielerlebnis bei dieser Methode verloren geht.
Alternativ könnte man jede/n im Unterricht spielen lassen. Dabei ist jedoch eine funktionierende technische Ausstattung der Schule oder der Schüler vonnöten. Außerdem kommt der viel angesprochene Zeitfaktor hinzu. Wir haben eine geringe Unterrichtszeit und jeder Schüler wird unterschiedlich schnell spielen, da manche sich eher in virtuellen Welten zurechtfinden als andere.
Die dritte Variante ist, die Spielzeit aus dem Unterricht auszugliedern. Endlich würden Schüler die Hausaufgabe bekommen, die sie immer haben wollten: Spiele zu Hause an deinem PC. Natürlich treten dabei die gleichen Probleme wie bei jeder anderen Hausaufgabe auf. Einige werden sie nicht erfüllen oder versuchen zu schummeln, anderen fehlt eventuell die Technik und eigentlich sollten elementare Dinge im Unterricht stattfinden. Doch es gibt Vorteile: Die Schüler sind höchstwahrscheinlich besser motiviert, können sich die Zeit nehmen, die sie brauchen und die Ergebnisse können einfach per Mail an den Lehrer geschickt werden (in Form von Screenshots oder Speicher-Dateien).

Mögliche Aufgaben, die mir spontan für ein beliebiges MMORPG einfallen:
1.) Erstelle einen Avatar im Spiel XY entsprechend deiner eigenen Stärken. Im Unterricht solltest du erklären können, warum du deinen Avatar genauso erstellt hast.

2.) Erreiche im Spiel Level 5 und speichere danach. Erstelle einen Screenshot deines Inventars und deiner Statistiken.

Anhand des Inventars kann verglichen werden, wie unterschiedlich sich die Schüler in der virtuellen Welt bewegen. Dieser Prozess ist auch in unserer realen Welt abbildbar und könnte diskutiert werden. Ebenso kann man anhand der Statistik die Tode im Spiel und damit das Verhältnis von Leben und Tod thematisieren.
Die Aufgabe der Lehrperson ist es, die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler zu überprüfen, geeignete Beispiele herauszufiltern und zur Diskussion zu stellen.

Was haltet ihr von der Ausgliederung des Spiels als Hausaufgabe? Könnt ihr euch eine derartige Umsetzung vorstellen?

3 Kommentare:

  1. Hallo TeichGorgi,

    deine Ideen für den Unterricht finde ich sehr ansprechend. Die erste Aufgabe, einen Avatar zu erstellen, ist tatsächlich vielseitig im Ethikunterricht einsetzbar. Besonders gut finde ich daran, dass der Fokus dieser Aufgabe nicht das Spiel an sich ist, sondern primär die Reflexion eigener Eigenschaften, Stärken und Interessen sowie die sprachliche Begründung der Eigenschaften des erstellten Avatars. Deine zweite Aufgabe scheint mir noch nicht so ganz schlüssig. Vielleicht kannst du mir das Ziel oder die Absicht dieser Aufgabenstellung noch einmal erläutern. Die Aufgabe birgt die Gefahr, dass die SuS miteinander vergleichen, einen Sieger und Verlierer wählen, was ja für die SuS schlecht ist, die ohnehin wenig Interesse oder Talent mit diesen Spielen haben. Theoretisch finde ich die Ausgliederung als Hausaufgabe gut aber in der praktischen Umsetzung wären wir wieder bei der Diskussion mit der Fülle an Hausaufgaben in anderen Fächern.

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    1. Hallo Kartoffelkopf

      Bei der Aufgabe 2 ist klar, dass jede/r Schüler/in einen anderen Weg verfolgen wird, um Level 5 zu erreichen. Dabei wird es aufgrund der unterschiedlichen Spieltypen keinen Gewinner geben. Ein Killer will möglichst viele Gegner töten und wird dadurch schnell ein höheres Level erreichen, wohingegen der Explorer mehr Wert auf bestimmte Ausrüstungsgegenstände legt und daher mehr Spielzeit benötigt. Somit definiert jede/r Schüler/in den Begriff des Gewinnens unterschiedlich und es gibt nicht den/die Gewinner/in.
      Des weiteren kann man mit Aufgabe 2 einen Vergleich von Spiel und realer Welt anstellen. Wie bewegen wir uns? Welche Ausrüstungen legen wir uns zu (Bsp. Kleidung, Unterhaltungselektronik, Bücher) und wie wirkt sich dies auf unseren Spielstand (unser Leben) aus? Fragen zum Konsum etc. können daran besprochen werden. Wie erreichen wir persönliche oder schulische Ziele im realen Leben? Suchen wir den schnellsten Weg (wie bspw. der Killer) oder schauen wir auch nach rechts und links (wie der Explorer)? Die Schüler können hierbei reflektieren, inwieweit ihr Spielverhalten ihrem realen Verhalten entspricht oder nicht.

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  2. Servus TeichGorgi,

    ich schließe mich Kartoffelkopf an, was die Erstellung eines Avatars zur Selbstreflexion angeht! Hierzu gibt es auch einen sehr schönen Beitrag auf der Wand: http://de.padlet.com/ines_herrm4nn/games/wish/42604555.

    Obwohl glaube, dass du mit deinem Ansatz gerade das thematisieren möchtest, was Kartoffelkopf an zweiter Aufgabe problematisch findet, sehe ich ebenfalls die Hürde des unbeendeten Spiels. Und zwar in zweierlei Hinsicht.

    Erstens könnten die Schüler, die sich nicht für die gewählte Art Spiel interessieren, stark demotiviert und in ihrer Selbstbestimmtheit, was ihre Freizeitspiele angeht, zu stark bevormundet werden. (auch Lehrkräfte signalisieren Vorlieben und Abneigungen, auch wenn es nur durch z.B. Unkenntnis des Spiels oder der Funktionalität passiert) Dies kann man vielleicht mit einer breiten Auswahl oder dem Selbstwählen überbrücken. So würde auch die Gefahr des Konkurrenzdenkens gemindert - jeder ist in seinem Spiel der Beste oder das, was er eben erreichen wollte.

    Als zweites sehe ich eine nicht ganz risikofreie Schwachstelle in dem Auslagern des Spielens in die Freizeit ("wo sie hingehört"?) als Hausaufgabe. Und diese Frage stellst du ja auch in den Raum.

    Die Motivation und der Reiz dieser Hausaufgabe mag für einige SuS enorm sein, aber Motivation ist kein Selbstzweck. Das Spiel ist nach Level 5 nicht zuende gespielt und es birgt Suchtpotenzial. Damit können wir die Kinder nicht alleine lassen. Wir haben auch einen medienpädagogischen Auftrag. Ist hier Raum für die Reflexion des Mediums Spiel an sich vorgesehen? Eine Belehrung ist wohl keine gute Option.
    Daneben verfolgen auch Erziehungsberechtigte ihre Medienbildung zuhause. Das Spielpensum des Kindes kann begrenzt sein > dann verbraucht es eventuell Zeit von seinem freien Spielpensum für eine Hausaufgabe; Oder sie ist frei, aber kritisch hinterfragt > dann kann "Wir sollen das für Ethik spielen." schnell ausufern. Für diesen Auftrag muss daher eine transparente Kommunikation mit den Eltern stattfinden: Was und wie viel? Ohne deren Informiertheit & Genehmigung sind wir sonst im Ernstfall mieserabel abgesichert. Einige MMORPG beinhalten auch Kostenfallen usw.

    Spielen als Hausaufgabe, wenn es um große Spiele wie MMORPGs geht, ist mir daher eher unsympathisch. Educational Games, nicht gerade massive oder online, sind da womöglich eine bessere Option für das Zuhause Spielen. Die lassen sich aber auch gut in den Unterricht einbetten.

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