Montag, 24. November 2014

Social Communities - lebst du noch oder postest du schon?


Social Communities – lebst du noch oder postest du schon?

Ein Blick von außen aufs Geschehen: Schüler/innen laufen, navigiert von ihren Smartphones, durch die Flure. Rumgetobe in den Pausen? Keine Zeit für. Im Gang stehen und einen Blick auf den heimlichen Schwarm erhaschen? Oldschool. Lieber schnell sein/ ihr neues Facebookprofil checken. Wo war er/ sie gestern? Im Kino?! Liebesschnulze?? Weltzusammenbruch. Erst einmal bei Instagramm vergewissern. Und schnell noch ‘ne Nachricht bei Whats App hinterher. Erstes Häkchen…zweites Häkchen…nichts…. Panik. Pausenklingel. Mist, Stundenbeginn, Handyverbot. Genervt. Ungeduldig.

Zugegeben, diese Situation ist leicht überspitzt dargestellt. Doch es ist Fakt, dass Social Communities das Leben der Schüler/innen sehr stark beeinflussen. Und das in den schillerndsten Fassetten. Von gekonnten Selbstdarstellungen, bis hin zu fatalen Missverständnissen oder Mobbingattacken.

Ich frage mich in Anbetracht dieser Umstände: Inwieweit sollten Lehrer/innen Social Communities nutzen? Sollte diesen Medien, die bereits zwischenmenschliche Kommunikation zum Teil untergraben und gelichzeitig zusätzliche Probleme schaffen, tatsächlich noch mehr Raum geboten werden?

Zunächst einmal bieten entsprechende Plattformen großes Potential für Interaktionen zwischen Lehrern/innen. Materialien können hochgeladen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Auch entsprechende Gruppen und Seiten bieten wertvolle Inhalte, auf die ich selbst bereits nur ungern verzichten würde. Doch hierauf möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Vielmehr geht es mir um die Möglichkeiten des schulischen Einsatzes von Social Communities.

Auch wenn Social Communities zum Teil dazu beitragen, dass direkte Interaktion abgebaut wird, ist es schlichtweg unbestreitbar, dass sie einen zentralen Bestandteil der aktuellen Lebenswelt der Schüler/innen darstellen. Die Jugendlichen kommunizieren hier miteinander – wer nicht in entsprechenden Foren vertreten ist, wird schnell zum Außenseiter. Um dem entgegenzuwirken, um im Gespräch zu bleiben und dazu zu gehören, werden oft unreflektiert Dinge gepostet oder Bilder hochgeladen. Und genau hier sollte der Unterricht meiner Meinung nach anknüpfen. Zu selten wird darüber nachgedacht, welche Informationen in den Communities ungefiltert preis gegeben werden oder welche langfristigen Auswirkungen bestimmte Statements und Schnappschüsse haben können. Um die Schüler/innen hier wirklich zu erreichen ist es unumgänglich, dass sich der/die Lehrer/in selbst (sehr gut) mit Social Communities auskennt. Schnell wird die ganze Aktion sonst zu einer reinen Blamage ohne Lernerfolg. Denn Fakt ist doch, dass die Schüler/innen sich oft in dem Glauben wiegen, sich sehr gut im Internet auszukennen. Ratschläge, insbesondere von älteren Lehrkräften, kommen da oft altbacken und überflüssig vor. Ich selbst bin schon das ein oder andere Mal in der Situation gewesen, dass mich 70jährige zur korrekten Facebook-Nutzung aufklären wollten – weil sie da so Dinge in ihrem Wochenendblatt gelesen hätten. Wie schnell tut man diese Kommentare mit einem müden Lächeln ab!

Generell bin ich der Meinung, dass das Thema „Social Communities“ aufgrund seiner Aktualität im Ethikunterricht nicht umgangen werden darf. Allerdings wird eine reine „Belehrung“ wenig bringen. Vielmehr sollen die Schüler/innen selbst dazu gebracht werden, ihre Handlungen zu reflektieren, zum Beispiel indem sie sich ihre Facebookprofile paarweise gegenseitig zeigen und anschließend analysieren, was der Partner in bestimmte Fotos, Aktivitäten oder Posts alles rein interpretiert.

Was haltet ihr von der ganzen Thematik? Und vor allem: Habt ihr vielleicht ansprechende, motivierende Ideen zur Umsetzung?

6 Kommentare:

  1. Guten Abend,
    die Thematik ist auf jeden Fall wichtig und sollte behandelt werden. So gut es ist, jederzeit erreichbar zu sein und selbst mit Freunden zu kommunzieren, die am anderen Ende der Welt sind, umso mehr treten die Gefahren in den Hintergrund. Ich stimme dir zu, dass eine langweilige Belehrung wenig bringen wird, das hören die Kinder schon genug von Eltern und Großeltern.
    Ich hab auch früher jede Belehrung über mich ergehen lassen ohne richtig hinzuhören und immer gesagt, ich pass schon auf. Damals habe ich im Facebookprofil alles mögliche gepostet und persönliche Daten hinzugefügt. Dies ging solange, bis zu meinem Aha-Effekt. Ich hatte jemand neues kennengelernt, diese Person hat mich dann nebenbei auf Facebook gesucht, mich dank des Profilbildes sofort gefunden und erzählte mir plötzlich meine halbe Lebensgeschichte. Verdutzt fragte ich, woher sie das alles weiß und ich bekam als Antwort, steht doch alles auf deinem Profil.
    Ich denke, so eine Art des Schreckmomentes würde auch die Schüler zum umdenken anregen. Aber wie schafft man so eine Situation im Unterricht?
    Man könnte zum Beispiel selbst seine Schüler in sozialen Netwerken suchen, um persönliche Dinge herauszufinden und den Schüler dann persönlich oder vor der Klasse (bin mir nicht sicher, was besser ist) zu fragen, wie gestern der Kinofilm war oder die Feier vom Wochenende. Das wäre so ein Schreckmoment von einem Schüler, wenn der Lehrer weiß, was man in seiner Freizeit macht.
    Zum anderen könnte man den Schülern als Hausaufgabe aufgeben, dass sie in den Netzwerken fremde Personen suchen sollen und dann aufschreiben lassen, was sie über die Person alles wissen, obwohl sie ihr noch nie begegnet sind.

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  2. Hallo Rebecca,
    ich stimme dir zu, dass Social Communities unbedingt im Ethikunterricht behandelt werden sollten und dass dies am besten möglich ist, wenn die SchülerInnen ihre eigenen Verhaltensweise im Netz reflektieren und daraus Vor- und Nachteile von Social Communites ableiten. Das wiederum sollte natürlich zu einem bewussteren Verhalten der SchülerInnen im Netz führen. Ich denke auch, dass Belehrungen nichts bringen, weil sowohl die Klasse als auch der Lehrer Facebook und co. trotzdem weiter nutzen würden. Viel wichtiger ist es deshalb positive Aspekte herauszuarbeiten und Gefahren aufzudecken. Meiner Meinung nach sollten die Schüler verstehen, dass Soziale Netzwerke genau das sind, was jeder selber daraus macht, das heißt, jeder kann selber entscheiden wie sehr er sich in den Bann solcher Communities ziehen lässt.
    Ich bin ich mir nicht sicher, ob dein Beispiel der Umsetzung so funktionieren würde, da die meisten SchülerInnen einer Klasse sowieso schon auf Facebook vernetzt sind und somit die Fotots, Beiträge etc. der Profile ihrer ''Freunde'' teilweise nicht objektiv interpretieren können. Außerdem könnte es für den Lehrer schwer sein zu kontrollieren, inwiefern sich die Partner tatsächlich die Profilseiten unter der Aufgabenstellung ansehen. Das könnte in jüngeren Klassen schnell ausarten. Meine Idee wäre, dass man ein erfundenes Profil aus dem Internet in die Klasse gibt, welches von ihnen untersucht werden soll (z.B. Was finden ihr gut an dem Profil? Welche Kritik lässt sich anbringen? Was würdet ihr anders machen? Inwiefern spiegelt sich die Persönlichkeit im Profil wieder? etc.). Wenn ich mich richtig erinnere, bietet das Lehrbuch Abenteuer Ethik ein gutes Beispiel. Anschließend könnten im Plenum Kriterien aufgestellt werden, wie ein sicheres Profil im Internet auszusehen hat, woraus sich eine Art Checkliste ergeben könnte. Anhand dieser Checkliste könnten die SchülerInnen dann ihr eigenes Profil untersuchen und sich dadurch darüber bewusst werden, ob ihr Profil sicher genug ist bzw. welche Inhalte sie eigentlich der breiten Öffentlichkeit preisgeben. Das ganze lässt sich natürlich nur umsetzten, wenn auch jeder ein Profil in einer Social Community besitzt.
    Außerdem würde ich in diesem Zusammenhang auch zusammen mit den Schülern Vorteile und Nachteile von Social Communities ableiten. Zum Beispiel finde ich es besonders interessant mit der Klasse die Frage zu bearbeiten, wie Facebook und Co. unsere tatsächlichen Freundschaften und Beziehungen im wahren Leben verändern. Die Schüler können sicherlich selber ihr Vorwissen dazu anbringen. Mittlerweile gibt es aber auch einige Studien und viele interessante Bücher/Aufsätze zu diesem Thema, die sich gut einbringen lassen.

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  3. P.S. Oli, deinen Kommentar hatte ich übersehen. Sorry! Ich finde die Idee mit dem ''Schreckensmoment'' ziemlich gut. Das würde sicherlich einige Schüler zum Umdenken bringen.

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  4. Hey,
    erst einmal danke für eure Kommentare :)
    Den von Oli angesprochenen „Schreckmoment“ schätze ich auch als sehr wirksam ein. Ich hatte sowas ebenfalls im Hinterkopf, als ich den Vorschlag anbrachte, die Schüler/innen sollten ihre Profile gegenseitig betrachten und reflektieren. Aber ich muss euch recht geben: die meisten Schüler/innen sind ohnehin schon miteinander vernetzt, sodass sich zum einen Subjektivität kaum vermeiden lässt. Zum anderen ändern sich unter „befreundeten“ Profilen die Privatsphäreeinstellungen ohnehin wieder. Davon abgesehen kann das Ganze nur schwer überwacht und kontrolliert werden.

    Die Frage, wie man nun einen solchen „Schreckmoment“ schafft, ist hier ganz zentral. Ich finde den Ansatz gut, die Schüler/innen gezielt mit Wissen zu konfrontieren, welches man lediglich aus deren Profilen gesammelt hat. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man damit als Lehrer/in nicht vielleicht eine Grenze überschreitet?

    Auch die Idee, eine fremde Person in den Fokus zu rücken erscheint mir zunächst effektiv. Immerhin kann man so die Privatsphäre der Schüler/innen wahren. Allerdings empfinde ich die Wahl einer solchen fremden Person schwierig. Zunächst müsste hier von Promis abgesehen werden, da diese ihre Fans mit haufenweise vermeintlich persönlichen Infos zuschütten. Aber wen dann? Immerhin führt man ja regelrecht jemanden vor…

    Aufgrund dessen glaube ich, dass sich ein erfundenes Profil am besten eignet, um den bewussten Umgang mit Social Communities zu erlernen. Auch die dabei entstehende Checkliste find ich eine sehr gute Idee!
    Meiner Meinung nach ist es an dieser Stelle weiterführend sehr wichtig, auch auf die voreingestellten Profileinstellungen näher einzugehen. Profilfotos etc. sind generell (insofern dies der Nutzer nicht ändert/ einschränkt) für alle zugänglich, was den Schülern/innen oft entweder nicht bewusst ist oder unwichtig erscheint.

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  5. Hallo Rebekka,

    auch ich stimme dir zu dass dieses Thema unbedingt auch ein Thema im Ethikunterricht sein sollte. Nicht das Thema Facebook und andere Social Communities, sondern die Selbstreflexion und das Wirken auf andere durch mein Auftreten im Internet. Und dein "Blick von außen auf´s Geschehen" finde ich gar nicht überspitzt. Im Gegenteil: das ist die Realität. In meiner Kindheit/Jugend lief es fast genauso nur per SMS und dass wenn ich mal eine E-Mail schreiben wollte, meine Schwester bitten musste auf zu hören mit telefonieren damit ich mal ins Internet konnte.
    Die Benutzung der entsprechenden Plattformen im Schulalltag würde ich persönlich nur einsetzen um eben Materialien hochzuladen oder organisatorische Dinge auszutauschen, aber nicht um mit Schülern privat in Kontakt zu treten. Ein gute Alternative wäre da ja ein Weblog innerhalb einer Klasse worauf auch nur dies Klasse zugreifen kann.
    Oli´s Schockmethode finde ich klasse. Die gleiche Idee hatten wir auch in unserer Gruppe während der Seminarsitzung zu dem Thema.
    Um meine persönliche Reflexion mit dem Thema deutlich zu machen, werde ich jetzt meine persönlichen Einstellungen auf Facebook überprüfen.

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  6. Hallo Janine,
    ich musste jetzt direkt schmunzeln, weil du mich mit deinem Kommentar auch an meine Kindheit/ Jugend erinnert hast. Internet und Telefon konnte nicht parallel genutzt werden, Panik brach aus, wenn man ausversehen mal auf den Internetknopf auf dem Handy kam und ein eigener PC im Kinderzimmer war sowieso nicht üblich.
    Aber genau daran sieht man ja auch sehr gut, wie rasant sich die Technik und auch der (selbstverständliche) Umgang mit Medien weiterentwickelt. Dies wird bereits im Vergleich zwischen uns und heutigen Schülern/innen sehr gut deutlich. Wie groß die Kluft zwischen älteren Lehren/innen und Jugendlichen ist, muss in dem Zusammenhang hier wohl nicht extra erwähnt werden.
    Das zeigt wiederum, dass man als Lehrer/in stets versuchen sollte, mit der technischen Lebenswelt der Schüler/innen vertraut zu sein, um in angemessener Art und Weise hier mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können.

    Social Communities würde ich, genau wie du, auch nicht für die Kommunikation innerhalb der Klasse verwenden. Ich würde hier eher die Reflexion über das eigene Verhalten im Internet in den Focus rücken. Für die weiterführende Kommunikation stehen, wie du ja schon angesprochen hast, auch andere, weniger private Medien zur Auswahl.

    Danke für deinen Kommi und cool, dass du direkt selbst aktiv wirst und als gutes Beispiel voran gehst ;-)

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