Samstag, 29. November 2014

Ist fächerübergreifendes Arbeiten mit Onlinespielen sinnvoll?

Nach der Seminarsitzung am Donnerstag, in welcher Onlinespiele thematisiert worden sind, verstehe ich nun zwar mehr von Onlinespielen, Avataren und den Typen „killer“, „socializer“, „achiever“, und „explorer“, aber dennoch stehe ich dem Einsatz im Unterricht eher skeptisch gegenüber. Ein großer Schwachpunkt ist an dieser Stelle, dass ich mich selbst zu wenig damit auskenne und das mögliche Potenzial einer solchen Methode verkenne.

Im Referat wurden zwei prägnante Zahlen genannt. Deren zufolge spielen 66% der Befragten Teenager/ Jugendliche mindestens einmal pro Woche Onlinespiele oder mit der Konsole und 22% sogar täglich. Ebenso wurde genannt, dass auch die Industrie längst herausgefunden hat (und natürlich für sich nutzt), dass wir alle in irgendeinem Sinn einen Spieltrieb haben.

An dieser Stelle frage ich mich allerdings, inwieweit ich als zukünftige Lehrerin mich diesen Entwicklungen annähern muss. Ist es nicht besser, wenn ich den Unterricht so gestalte, dass ich als kompetente Lehrperson die Klasse unterrichte? Ist es nicht auch gerade erforderlich – vor allem weil diese Medien so oft genutzt werden- dass ich im Unterricht andere Methoden verwende und den Schülern& Schülerinnen (SuS) nahebringe? Ich stimme grundsätzlich natürlich zu, dass man den Lernprozess so nah wie möglich an die Lebenswelt der SuS heranbringt und dementsprechend plant, ich bin jedoch auch der Meinung, dass es zur Bildung beiträgt, wenn nicht alles „mundgerecht“ ist. Ich frage mich deshalb an dieser Stelle, ob es sich hier anbietet (für Techniklaien wie mich) fächerübergreifend mit den Informatiklehrkräften zu arbeiten. Wie ist eure Meinung dazu? Kann ich als Ethiklehrerin mich darauf beziehen, dass das technische, als z.B. die Erstellung des Avatars, ein Testspiel etc. mit den Informatikern durchgeführt wird? Und ich dann in meinem Unterricht die Auswertung vornehme, weil Lerneffekte vordergründig in der Reflexion und anstehenden Diskussion eintreten. Oder denkt ihr, dass ich dabei sein sollte und evtl. sogar einen Selbstversuch starten sollte, um die Diskussion etc. kompetenter leiten zu können?

Ich stelle mir diese Frage, weil mir die Anwendung nicht 100% schlüssig und erstrebenswert erscheint. Ich freue mich über Antworten und evtl. Erfahrungen. LG

5 Kommentare:

  1. Hallo Anouk.

    Den Zwiespalt, den du in deinem Beitrag aufwirfst, ist meiner Ansicht nach elementar. Es stellt sich die Frage: Reicht meine eigene Kompetenz diese Onlinespiele sinnvoll und gewinnbringend in den Unterricht einzubringen oder konzentriere ich mich auf andere mediale Formen?

    Prinzipiell habe ich mit der eher skeptischen Haltung gegenüber Onlinespielen kein Problem. Wer es sich nicht zutraut, muss meiner Ansicht nach nicht unbedingt auf diese Medien zurückgreifen. Im Sinne der Medienvielfalt ist es sinnvoll verschiedenste Präsentationsformen auszuwählen. Bei der Auswahl sollte man nicht nur die Lebenswelt der Schüler beachten, sondern auch seine eigenen Stärken und Schwächen.

    Andererseits gibt es viele unter uns, die durchaus Erfahrung mit derartigen Spielen haben und diese in ihrer Jugend mit Begeisterung gespielt haben, aber im Laufe der Zeit aus diesen herausgewachsen sind. Gerade wenn man die Spielerebene kennt, ist es ein großer Anreiz, Onlinespiele als Motivationsfaktor zu nutzen. Ich finde, diese Gruppe sollte sich unbedingt mit MMORPG und ähnlichem auseinandersetzen. Das benötigte technische Know-how zählt nicht als Ausrede und der Verweis auf den Informatiklehrer greift mir zu kurz. Inzwischen sind Kenntnisse in Powerpoint, Word, Excel, Prezi und vielem mehr grundlegend: Jeder Lehrer ist technischer Anwender, nicht nur die Informatikfachkraft.

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  2. Hey Anouk!

    Die Ungewissheit, die du gegenüber dem Einsatz solcher Spiele im Ethikunterricht hast, teile ich mit dir. Zumindest sind mir im Seminar aber schon ein paar Dinge etwas klarer geworden, da ich mir zuerst überhaupt nicht vorstellen konnte wie das funktionieren soll.

    Aufgrund der genannten Fakten ist erstmal klar, dass Computerspiele in unserer heutigen Zeit extrem wichtig sind. Also sollten diese in der Schule auch thematisiert werden? Auf jeden Fall! Die Form und Art ist mir auch unklar, ich denke aber eine fächerübergreifende Zusammenarbeit mit der Informatik ist sinnvoll. Man sollte als Lehrperson auf jeden Fall mal den Versuch starten, so etwas in den Unterricht einzubinden. Natürlich nicht oft, aber einfach um es überhaupt mal gemacht zu haben und zu sehen wie es gehen kann, schon alleine damit man sich mal intensiv damit beschäftigt.
    Dabei kommt es natürlich auch auf die Ressourcen der Schule an - genügend fähige Computer sind unerlässlich.

    Schwierig ist es trotzdem, hier die kompetente Lehrperson zu bleiben die mehr weiß als die SuS… also bleibt das ganze auch für mich eine schwierige Situation.
    Kann auch mir jemand zu mehr Klarheit verhelfen?
    LG

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  3. Hey Anouk,

    die von dir angesprochene Unsicherheit bezüglich des Einsatzes von Computerspielen kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch ich beschäftige mich in meiner Freizeit kaum mit solchen Spielen, sodass mir entsprechendes Grundwissen fehlt.
    Es ist meiner Meinung nach völlig in Ordnung, Schwächen einzugestehen und in diesem Zusammenhang finde ich deine Idee, einen fächerübergreifenden Unterricht zu gestalten, sehr gut. Neben der Vermittlung von Fachwissen kann so auch wertvolle Zeit gespart und für entsprechende Reflexionen usw. genutzt werden.
    Ich bin des Weiteren absolut der Meinung, dass der Respekt der SuS gegenüber den Lehrkräften eng damit zusammenhängt, wie kompetent der Lehrer/ die Lehrerin den Schülern/innen erscheint. Allerdings erwarten die SuS auch nicht, dass jede/r Lehrer/in ein allumfassendes Wissen in sämtlichen Fachbereichen aufweisen kann. In meiner Schulzeit stand zum Beispiel die Französisch-Lehrerin offen dazu, dass sie eine Mathe-Niete ist. Dies hat ihre Autorität in keinster Weise untergraben. Im Gegenteil: es hat sie sympathisch und menschlich gemacht. Natürlich darf das "Eingestehen von Schwächen" einen bestimmten Grad nicht überschreiten, da der Respekt der SuS gegenüber der Lehrkraft sonst natürlich doch irgendwann ins Wanken kommt.
    Wie gesagt, ich find die Idee des fächerübergreifenden Unterrichts sehr gut. Allerdings darf man sich hierauf auch nicht ausruhen. Gewisse technische Basics sollte jede/r Lehrer/in beherrschen. Und insofern Rollenspiele im Unterricht thematisiert werden, setzt das ein entsprechendes Grundwissen voraus – auch wenn die meiste Medienarbeit dann in den Informatikunterricht ausgelagert wird. Zum einen ist dies nötig, um wirklich hinter der Thematik zu stehen und zum anderen kann man so auch als gutes Beispiel voran gehen. Denn ich bin mir sicher, dass nicht immer 100% der SuS einer Klasse mit Computerspielen vertraut sind. Trotzdem müssen sich diese SuS dann im Rahmen des Unterrichts damit auseinandersetzen – wieso sollten Lehrer/innen also davon komplett ausgenommen werden?

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  4. Hi Anouk,

    ich stimme dir ebenfalls zu. Mir ist die praktische Umsetzung mit einer Klasse im Ethikunterricht ein Rätsel. In der Theorie hört sich alles sehr spannend an und ich sehe in einigen Ansätzen, Spielen und Ideen durchaus Potential aber im vergangenen Seminar empfand ich bereits die Erprobung an uns Studenten schwierig, wie soll man da erst in der Schule zu einem Ergebnis kommen. Und eben das Ergebnis ist ja eigentlich das Ziel, die Computer-/Onlinespiele nur ein Weg dahin. Wie man im Seminar gemerkt hat, benötigt es im Vorfeld viel Zeit für Einarbeitung/Hinwendung. Und da stellt sich mir natürlich die Frage, wo fange ich an und wo höre ich auf. Vielleicht müsste man es in einer kleinen Klasse einfach mal ausprobieren und sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Deine Idee zum fächerübergreifenden Unterricht finde ich hingegen nicht schlecht. Wenn ich mich auf den Informatikunterricht stützen kann und grundlegende technische Kenntnisse für den Umgang und Einsatz mit Computerspielen gegeben sind, dann könnte ich mir die Anwendung im Ethikunterricht schon eher vorstellen.

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  5. Hallo ihr vier,

    ich danke euch für eure konstruktiven Beiträge. Es ist beruhigend zu wissen, dass auch andere meine Meinungen und "Ängste" teilen und der Sache skeptisch gegenüberstehen, nachdem es sogar selbst schon erprobt wurde. Dass ihr der Idee mit dem fächerübergreifenden Einsatz zustimmen könnt, finde ich ebenfalls positiv. Und natürlich möchte ich mich nicht zurücklehnen und ausruhen, aber ich bin vertrete, wie es einige von euch schon beschrieben haben, eben wirklich die Meinung, dass der Methodeneinsatz so gewählt werden sollte, dass er von mir als Lehrerin kompetent bearbeitet werden kann. Denjenigen, die es evtl. bald ausprobieren (SPÜ/ BP B) wünsche ich viel Spaß und Erfolg und würde mich über Rückmeldungen freuen. LG

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