Samstag, 22. November 2014

Cybermobbing im Ethikunterricht thematisieren – Anregungen und Hilfestellungen

Ein sensibles Thema wie Cybermobbing wird im Unterricht polarisieren. Daher ist es wichtig, dass dieser Sachverhalt bewusst und möglichst tiefgründig mit den Schüler*innen behandelt wird. Das Fach Ethik dient vor allem der Reflexion und der möglichst differenzierten Meinungsbildung zu verschiedenen Themen in geschützter und meinungsfreier Umgebung. Wenn ich also als Lehrerin Cybermobbing mit meinen Schüler*innen bespreche, will ich vor allem Folgendes erreichen:

- Die SuS sollten sich über die ernsten Auswirkungen von Cybermobbing bewusst werden
- Die SuS sollten ihr eigenes, eventuell schon vergangenes Verhalten, reflektieren und es ggf. in Zukunft ändern
- Die SuS sollten Cybermobbing nicht praktizieren
- Die SuS sollten sich im Unterricht sicher fühlen und mich auch als Ansprechpartner sehen

Ich als Lehrperson muss damit rechnen, dass Mobbing/Cybermobbing auch in der zu unterrichtenden Klasse vorkommt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Lehrperson selbst. Heutzutage ist es mitunter auch schon Schulalltag, „Whatsapp-Hassgruppen“ als Cybermobbing hinter dem Rücken der Opfer zu bilden. Das heißt, dass ich selbst als Lehrer auch keinesfalls davor geschützt bin und selbst schnell ein Opfer Cybermobbings werden kann.

Aus diesen Tatsachen bzw. Gefahren schließe ich, dass das Thema Cybermobbing direkt aber abstrakt im Unterricht eingeführt werden sollte, damit sich vorerst weder die Lehrperson noch die Schüler*innen persönlich angesprochen oder sogar angegriffen fühlen. Im Folgenden möchte ich zwei Varianten vorstellen, die ich u.a. im Ethikunterricht anführen würde.

Zum einen kann der Film „Netzangriff“ (Informationen unter: http://www.polizei.sachsen.de/de/6306.htm, zugegriffen am 22.11.14) ab Klasse 5 bis in die Sekundarstufe II als abstrakter, aber dennoch direkter Einstieg in das Thema Cybermobbing dienen. Wenn man im Klassenverband einen solchen Film guckt, kann jeder Schüler erstmal für sich Gedanken sammeln und darüber nachdenken. Es muss aber in der Klasse abgesichert sein, dass die Schüler*innen sich während des Films nicht über das Thema lustig machen oder gar als Beweggrund zum Cybermobbing sehen. Hier wird ein Problem deutlich: Die Variante des Films eignet sich wohl nicht mit jeder Klasse und wahrscheinlich in keiner Klasse, die ich als Lehrerin selbst noch nicht kenne.

Zum anderen das Jugendbuch „@Rache“ von Antje Szillat. Das Buch handelt von Cybermobbing an einem konkreten Familienbeispiel. Man könnte dies im Unterricht lesen und somit erstmal das Thema Cybermobbing am Beispiel des Buches erarbeiten und danach in Gedankenexperimente oder Rollenspiele starten, um die Schüler*innen spielerisch selbst betroffen zu machen. Zu diesem Buch könnt ihr im Internet (z.B. unter http://www.lehrer-online.de/rache-at.php, zugegriffen am 22.11.14) viele Unterrichtsideen finden.

Insgesamt wird auch an diesen Anregungen deutlich, dass das Thema Cybermobbing so sensibel ist, dass es von der Lehrperson gut durchdacht und geplant werden sollte. Ich bin der Meinung, dass ein schulinternes Gesamtprojekt zu diesem Thema auch vorteilhaft wäre, damit Lehrer*innen nicht allein stehen und Schüler*innen auch geschützt werden können.

Wenn man mit dem Thema durch den Unterricht dennoch nicht die gewünschten Ziele erreicht, gibt es eine Vielzahl von Einrichtungen und anderen Hilfestellungen, die einem im Akutfall helfen. Zum Beispiel die Internetplattform http://www.beratung4kids.de/index.php?page=Board&boardID=17&gclid=CjwKEAiAhcGjBRDot_fjjtPKrgsSJACNYh76gW0fmVv9vaP4XUD2nQ4a_P5fzMfJV3qQIdD1tlvdnxoCqLfw_wcB (zugegriffen am 22.11.14), die sich besonders auf die gegenseitige Hilfe von Schüler*innen spezialisiert hat. Wenn ihr euch diese Seite anguckt, fallen euch sicher wieder die Gefahren des Cybermobbings auf, da die Seite frei zugänglich ist. Des Weiteren gibt es in jeder größeren Stadt auch Lebenshilfeeinrichtungen, an welche man sich im Akutfall wenden kann. Dies ist kostenfrei und einmalig möglich. Meist werden diese Einrichtungen durch kirchliche Träger erhalten.

Generell finde ich es wichtig, dass wir als Lehrer Wege und Hilfestellungen im Hinterkopf haben, um auch betroffenen Schülern zu helfen. Denn so gut wie unser Unterricht zum Thema Cybermobbing auch werden kann: Es wird immer wieder Fälle von Cybermobbing geben und dann sollten wir als Lehrer nicht weggucken, sondern helfen!

Ich freue mich nun noch über einige Anregungen von euch: Was könntet ihr euch als Unterrichtsmaterialien noch vorstellen? Kennt ihr weitere Adressen o.ä., an welche man sich wenden kann?

Vielen Dank fürs Lesen. :)

1 Kommentar:

  1. Hallo Lanziska,
    Dankeschön für den sehr guten und ausführlichen Artikel zum Thema „Cybermobbing“.

    Ein paar Anmerkungen:
    - Ethikunterricht in einem meinungsfreien Raum stelle ich mir sehr trostlos und langweilig vor. ;-)
    - Der Film und auch das Buch sind gute Materialien für den Unterricht, sind als Lesezeichen gespeichert.
    - Im Spiegel Nr. 49, Jahrgang 2014, Seite 116, befindet sich der Artikel „Lügenbarone im Netz“. Dieser beinhaltet das Phänomen, dass von 617 befragten Schülern 10% angaben sich unter einem alternativen Alias selbst gemobbt zu haben - „Digitale Selbstverletzung“ wie es Elizabeth Englander nennt (Leiterin des Massachusetts Aggression Reduction Center). Als Beweggründe werden Aufmerksamkeit von Erwachsenen, ein Beweis der Stärke, dass man solche Angriffe abhält oder Streitinszenierung genannt. Diese Forschungsergebnisse sollen jedoch nicht Cybermobbing relativieren, aber eine andere Perspektive eröffnen. (weiterführende Literatur zum Thema cyber bullying aka Cyber-Mobbing unter http://marccenter.webs.com/marc-research)

    Eine Idee bzw. ein Gedankenspiel für den Unterricht: Im Arbeitsrecht findet man über hundert verschiedene Arten des Mobbings – die Formen sind also mannigfaltig – hier scheint Nietzsches Ressentiment der dekadenten Menschheit fassbar und leider real. Cybermobbing ist eine spezielle Form des gegenseitigen Schikanierens, vielleicht aus einer eigenen Unzufriedenheit des Einzelnen heraus und kompensiert zu einem Akt der Rache an andere Menschen. Daher als Unterrichtsidee: Wie würde wohl Nietzsche Mobbing sehen – Schlagworte Dekadenz und Ressentiment in der Zivilisation?

    Was empfiehlt der Lehrplan? In der 6. Klasse Mittelschule ist Mobbing ein Wahlpflichtteil und umfasst vier Stunden. Eine große Stationsarbeit scheint mir sinnvoll. In den Stationen können verschiedene Arten des Mobbings aufgezeigt werden. Mobbing im Alltag, in der Schule, im Internet, im Sportverein. Eine weitere Station sollte Möglichkeiten der Hilfe aufzeigen. Als Präsentation könnte ich mir ein Rollenspiel vorstellen, wie es auch im Lehrplan vorgeschlagen wird.

    Schlussendlich noch ein Vorschlag zur Abhilfe und als Diskussionsanreger: meine polemische Forderung ist eine Klar-Namen-Pflicht im Internet!
    Viele Mobbing-Opfer liegen richtig mit ihren Vermutungen, wer der/ die Täter sind. (1) Die Angriffe sind ohne Informationen aus dem „realen“ Leben nicht möglich, doch aus dem Deckmantel der Anonymität lässt es sich besser beleidigen, drohen, schikanieren. Ohne die Anonymität wäre das Internet-Zusammensein netter.
    (1) http://www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/cyber-mobbing/cyber-mobbing-was-ist-das/ (20.11.2014)

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