Freitag, 21. November 2014

Angst vor dem Unbekannten - neue Welten und bewährte Ansichten



Wer kennt das nicht?
Lehrer, die von ihren Schülern nicht mehr "ernst" genommen werden, weil sie den Bezug zu ihnen verloren haben. Meistens hat dies mit technischen Innovationen und den einhergehenden Begriffen zu tun. Diese Erneuerungen sind im Alltag der SuS stark verankert und somit ein fester Bestandteil ihrer Umwelt. Wenn die Lehrkraft diese nicht kennt und damit nicht umzugehen weiß, dann entfremdet sie sich von den Lernenden. Durch die entstandene Kluft wird es schwer die Schüler zu erreichen und sie für den Lerngegenstand zu motivieren. Da stellt sich doch die Frage, wie es die Lehrenden schaffen können immer auf dem neusten Stand zu bleiben und ob dies überhaupt nötig ist?

Es gibt viele Lehrer die ohne einen PC im Kinderzimmer aufgewachsen sind und die auch später nicht viel Kontakt mit solchen Medien hatten. Natürlich sind das ältere Generationen, doch diese unterrichten die Kommenden. Demnach kann es passieren, dass zwei Welten aufeinander treffen und dadurch der Zugang zu den Lernenden fehlt. Dennoch verweigern sich manch ältere Lehrkräfte auf neue Medien und Kommunikationsmöglichkeiten einzugehen. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Zum einen haben sie sich über die Jahre einen bestimmten Lehrplan erarbeitet, der viel Mühe gekostet und sich auch bewährt hat. Ein weiter Grund ist, dass sie sich nicht bloß stellen wollen. Sie müssten Themen aufarbeiten, die den SuS schon längst bekannt sind. Somit hätten die Schüler mehr Erfahrung mit dem Thema als die Lehrperson. Demzufolge verringert sich der kompetente Eindruck der Lehrkraft für die Lernenden. Dadurch könnte er an Autorität verlieren und seine Stellung vor dem Schüler einbüßen. Dieser Gedanke reicht bei manch älteren Kollegen schon aus, um solchen Themen lieber aus dem Weg zu gehen. Wer jetzt denkt, dass ihn das nicht betrifft, weil er bzw. sie mit modernen Medien arbeitet, in sozialen Netzwerken aktiv ist und sich immer wieder mit neuen Trends und Kommunikationsmöglichkeiten beschäftigt, liegt wohl eher falsch.

Irgendwann erwischt es jeden.

Der technische Fortschritt bleibt nicht stehen (im Gegenteil), er hat eine rasante Geschwindigkeit angenommen. Dementsprechend kann man nicht jede Neuentwicklung kennen. Immerhin gibt es auch noch ein Privatleben, welches nicht vernachlässigt werden sollte. Wer weiß mit welchen Technologien sich die SuS in 30 Jahren beschäftigen und inwieweit man als Lehrkraft noch hinterher kommt bzw. kommen will. Sollte man für solche Zwecke Lehrgänge und Projekte für Lehrende einführen oder solche Bereiche den jungen Kollegen überlassen?
Auch wenn man sich nicht mit den neusten Trends in Sachen Technik und Kommunikation auskennt, macht einen das noch lange nicht zu einem/r schlechten Lehrer/in. Niemand ist verpflichtet jede Neuentwicklung zu kennen. Selbst Informatiklehrer verlieren im höheren Alter den Anschluss am technischen Fortschritt. Doch eines sollte man im Fachbereich Philosophie nicht vergessen. Ethik bezieht sich auf die Reflexion von Handlungen. Dies betrifft auch Handlungen im virtuellen Raum. Sei das Cybermobbing, die Selbstdarstellung durch Profile oder unrechtmäßiges Verhalten im Netz. Die Problemkreise bleiben dieselben und ebenso die Strukturen solche zu bearbeiten. Sie beziehen sich nur auf eine andere Ebene, die den Lernenden aber ebenso umfangreich betrifft. Wie schon erwähnt ist man als Lehrperson auch nicht verpflichtet alles zu wissen und alles zu kennen. Sollte das den SuS auch bewusst gemacht werden? Ist es besser manche Themen mit den Lernenden zusammen zu erarbeiten? In wie weit kann eine Lehrkraft von seinen SuS lernen und diese nebenbei beeinflussen ihr Handeln und ihre Sichtweisen zu beurteilen, ohne ihnen Werte zu vermitteln?

Natürlich sollte man sich grob mit der Materie auskennen, damit man sich nicht etwas „vom Pferd“ erzählen lässt. Doch auf dem gleichen Stand wie die SuS zu sein, welche sich tagtäglich mit solchen Dingen beschäftigen, ist nicht zwingend nötig. Guter Unterricht ist nicht an den neusten Medien gebunden. Nicht umsonst hat sich die Tafel über Jahrhunderte bewährt. Dennoch ist es in einer Welt, die sich schneller ändert als je zuvor  wichtiger denn je geworden sich auf diese Veränderungen einzulassen. Wie sonst kann man als Lehrkraft auf die Umwelt der Lernenden eingehen und diese in den Unterricht mit einbeziehen.

In welchem Umfang dies geschehen sollte will ich hier offen lassen und als Frage an die Leser dieses Artikels weiter reichen. Gebt eure Erfahrungen und Auffassungen zu dem Thema wieder, sodass ein reger Informations- und Meinungsaustausch stattfinden kann. Ich bin gespannt auf eure Erlebnisse mit älteren Lehrern und eure Ansichten wie man mit diesem Problem umgehen sollte (wenn es für euch eines ist).

6 Kommentare:

  1. Hallo Daniel,
    ich finde deine Post sehr interessant und bin der Meinung, dass du die Problematik aus Sicht des Lehrers gut geschildert hast. Aber ich denke, dass nicht nur Lehrer der älteren Generation vor diesen Problemen stehen. Auch Lehrer in unserem Alter, die sich viel mit der Thematik beschäftigen, stehen vor dem Problem der meinungsfreien Vermittlung des Inhaltes. Durch die öffentliche Aufarbeitung der Risiken von Social Media haben wir eine feste, eigene Meinung dazu und ich selbst würde vor dem Problem stehen, wie ich meinen Schülerinnen und Schülern die Thematik wirklich wertfrei vermitteln könnte ohne mich auf die Nachteile und negativen Folgen von Tweets zu beschränken. Denn Social Media biete auch Vorteile, nur leider rücken diese in den Hintergrund bei den anhaltenden Debatten darüber.

    Während meiner schulpraktischen Übungen konnte ich zudem beobachten, dass Schülerinnen und Schüler mitunter vor denselben Problemen stehen oder schon so gut darüber aufgeklärt sind, dass sie sich gar nicht erst anmelden. Der Unterrichtende ist in die Unterrichtsthematik "Social Media" in eine 8.Klasse gegangen im festen Glauben, dass ein Großteil der Schülerinnen und Schüler bei Facebook angemeldet ist. Von den 24 Schülerinnen und Schülern waren vielleicht 3 bei Facebook. Alle anderen lehnten Facebook ab, da sie wussten, dass die Privatsphäre-Einstellungen ihre Tücken hat und sie das Netzwerk als "nicht sicher" eingestuft haben. Die Unterrichtsstunde gründete nun aber darauf, dass viele dort angemeldet seien. Mit unserer Annahmen, dass heutzutage so gut wie jeder bei Facebook sei, leben wir also schon wieder in der Vergangenheit, da Facebook bei der heutigen Jugend schon wieder out ist. Stattdessen ist "WhatsApp" das neue Facebook.

    Wenn wir uns als Lehrer also nun auf eine Unterrichtsstunde zum Thema "Social Media" vorbereiten, so stehen wir nicht nur vor dem Problem der Vermittlung der Inhalte, sondern vor allem vor dem Problem. "Ist es überhaupt noch aktuell, was ich da machen will?" Und dabei spielt das Alter des Lehrenden keine Rolle, denn die Entwicklung und Veränderung des digitalen Sozialverhaltens geht schneller als die Berichterstattung darüber.

    LG

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  2. Hey Daniel!
    Dein Post spricht sehr gut die Problematiken an, die wir auch schon in der Seminarsitzung (die im übrigen leider zu kurz war) angesprochen haben.
    Ich denke es ist vor allem für die kommenden Generationen an Lehrern (also uns) sehr wichtig, sich zumindest grob über die wichtigsten und aktuellsten Sachen im Netz auszukennen. Es ist ganz klar, dass die Schule den technischen Neuerungen immer hinterherhinken wird. Doch trotzdem muss sie immer offen dafür bleiben, damit sie überhaupt die tägliche Umwelt der SuS anbrechen kann.

    Du hast die Frage gestellt, ob es besser ist manche Themen mit den Lernenden zusammen zu erarbeiten. Ich persönlich halte das auf jeden Fall für sinnvoll, denn nur wenn der Lehrer zeigt, dass er sich dafür interessiert und es als wichtig erachtet, sich damit zu beschäftigen, kann er auf die SuS eingehen und einen wertvollen Dialog mit ihnen führen. Natürlich sollte sich das Ganze in einem bestimmten Rahmen halten und sich nicht nur auf den Ethikunterricht beschränken. Ich finde es wichtig, dass die SuS die Möglichkeit erhalten, in diesem Bereich zeigen zu können, was sie wissen. Vor allem unter dem Aspekt, dass die Interaktion zwischen SuS und Lehrer/innen doch immer mehr Wert zugeschrieben wird. Und Interaktion bedeutet, dass auf beiden Seiten etwas passiert und dass man aufeinander zugeht.

    LG

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  3. Hallo ihr drei,

    ich finde euren Gedankenaustausch interessant und anregend. Vor allem, weil Daniel schon selbst eine grobe Einteilung unternommen hat; auf der einen Seite befinden sich die Lehrer/-innen, die sich mit der Technik auskennen/ beschäftigen (wollen) und auf der anderen die, die den Umgang nicht so beherrschen/ sich nicht darauf einlassen wollen. Ich selbst zähle mich zur zweiten Gruppe. Ich nutze zwar selbst die genannten Dienste wie Facebook und Whatsapp um mit meinen Freunden in der ganzen Welt in Kontakt zu bleiben und sie an meinem Leben teilhaben zu lassen, aber weiter reicht mein technisches know-how leider auch nicht. Bis zu unserer ersten Seminarsitzung habe ich mich nicht einmal annähernd damit beschäftigt, dass ich solche Dienste u.ä. für meinen Unterricht nutzen kann. Auch nachdem wir über Vorteile gesprochen haben, stehe ich dem noch skeptisch gegenüber.

    Natürlich gebe ich RoseTy Recht. Für eine gelungene Schüler-Lehrer-Interaktion ist es wichtig, dass man aufeinander zugeht, sich aufeinander einlässt. Aber ich finde es gerade spannend, wenn SuS im Ausgleich zu ihrer persönlichen Technikaffinität in der Schule andere Methoden kennenlernen und anwenden, nämlich mal ohne Technik. Ich hoffe, dass die SuS es annehmen und für eine geeignete, angenehme Abwechslung empfinden, wenn sie Lehrer/-innen haben, die auch technische Methoden/ Technik einsetzen und im Ausgleich aber auch welche, die die „gute alte Schule“ praktizieren. Denn auch das kann die soziale Kompetenz fördern; dass SuS nicht alles mundgerecht auf ihre bevorzugte Art und Weise serviert bekommen, sondern sich mit neuen, ihnen fremden Gegenständen konfrontieren. Ich möchte nicht auf den abgedroschenen Satz hinaus „Früher ging es doch auch ohne.“, sondern damit sagen, dass man eben nicht, wie ihr schon sagtet, mit allem ständig mitgehen kann und ein Gleichgewicht finden sollte, was für beide Seiten (Lehrer und Schüler) annehmbar ist.

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  4. Teils klingt es in eurer Diskussion so als könnte ich als Lehrkraft nur noch an die SuS rankommen, wenn ich mit jeglichen neuesten technischen Errungenschaften vertraut bin. Natürlich sollten Lehrer und Lehrerinnen nicht ganz hinterm Mond leben, aber um wirklich einen Bezug zu meinen Schülern zu bekommen bedarf es meiner Meinung nach eher Begeisterung für das Fach und speziell dann für ein Thema.

    Wenn ich das gut aufbereite, kann das die SuS auch "mitreißen" ohne das ein Lehrer Ahnung von FB & Co haben muss.

    Außerdem, da stimme ich Anouk in gewisser Weise zu, ist es ja vielleicht auch mal ein Ausgleich zum doch schon leicht stressigen Alttag mit Smartphones & Co., wenn im Unterricht Methoden angewendet werden, die die SuS dazu bringen sich auf sich selbst zu besinnen und nicht immer nur der nächsten Aktualisierung hinterherjagen.

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  5. In den letzten Beiträgen habt ihr bereits viele Ängste und Probleme im Umgang mit neuen Medien geschildert. Ich möchte nun noch einen Punkt anbringen, der in Gesprächen mit LehrerInnen während meines Blockpraktikums immer wieder anklang. Bindet man neue Medien in den Unterricht ein, bekommen die SchülerInnen zusätzliche Möglichkeiten bzw. Freiheiten. Neben positiven Effekten sind dabei auch immer die Risiken Gesprächsthema. Eine sehr junge Lehrerin erlaubte zum Beispiel die Nutzung von Smartphones, wenn schnelle Informationen gebraucht wurden (Statistiken während einer Gruppenarbeit etc.) - obwohl gerade hier eine sehr hohe Gefahr der Fremdnutzung existiert. Als Lehrperson braucht man also ein erhöhtes Vertrauen in seine SchülerInnen. Fühlt man sich zudem wegen fehlenden Know-hows unwohl bei der Nutzung neuer Techniken, sinkt auch das Vermögen Vertrauen zu entwickeln. Jedenfalls sorgte die Unterrichtsmethode dieser jungen Lehrerin trotz Erfolg auf Unverständnis bei den älteren KollegInnen.

    Die Frage, die Daniel nach möglichen Lehrgängen gestellt hat, würde ich demnach folgendermaßen beantworten:
    Im Lehrerzimmer sitzen meist über 40 unterschiedliche Menschen zusammen, wobei jeder einzelne sicherlich auf einem Gebiet Kompetenzen oder Ideen besitzt, von denen die anderen profitieren könnten. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Dialog zwischen LehrerInnen (auch bezüglich anderer Gebiete) gefördert werden sollte und sich nicht jeder selbst neuen Medien allein stellen muss.

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  6. Hallo Daniel,

    Ein sehr interessanter beitrag!
    Ich bin in der DDR zur schule gegangen eingeschult 1986.Da gab es kein PC kein Smartphone,die einzige Technik im Raum war der Lichtschalter an der Wand.Es gab zwar noch den guten alten Polylux aber das war es auch schon.
    Ein polylux ist ein Gerät um beschriebene Folien an die Wand zu zaubern,nen Dia Projektor mehr oder weniger.
    Also ganz klassisch mit Stift und Papier wurde unterrichtet!
    Dann kam die Wende und so langsam auch die Technik in unsere schule,erst nen Fernseher dann Videorecorder Naja u.s.w....
    Dann kam der PC...
    Und PC-STUNDE war doch was feines...

    Worauf ich eigentlich hinaus will ist das meiner Meinung nach Zuviel Hightec im Klassenzimmer schädlich ist...
    Die Jugend von heute ist ständig medialen reizen ausgesetzt,schon fast rund um die uhr um es böse auszudrücken!
    Wenn ich sehe das es Pilotprojekte gibt wo Klassen generell nur mit PC im Unterricht arbeiten dann frag ich mich ernsthaft wo ist das noch "Bildung"!?
    Es hatt mit Sicherheit auch Vorteile das will ich garnicht bestreiten,aber als Lehrmittel taugen PC oder Smartphone rein garnichts.
    Unsere Lehrer erarbeiteten sich ihre Lehrpläne mehr oder weniger selber und ergänzten diese feste Struktur nach und nach mit neuen Inhalten.
    Was ist heute?Lernt der Lehrer auch nur noch über internet?Oder sitzen sie noch da und schreiben Aktenkärtchen zur Vorbereitung mit kleinen inhaltlichen Angaben zum jeweiligen Unterrichtsstoff?
    Ich glaube wohl eher das erste denn der Mensch ist nu mal wie Wasser und nimmt immer den leichtesten weg.....
    Gehen wir mal davon aus das die Schule im Jahre 2025 voll digitalisiert ist,kann dann noch einer Briefe schreiben?Lernen die Kids schreiben auf dem Laptop mit Hilfe eines Stück plaste?
    Oder nehmen Sie Stift und Papier und nen Füller der ständig anfängt auszulaufen.
    Die Antwort ist klar und genau dahin geht der Trend.....Technik überall!!

    Lass ma von Dir hören.....

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